Heirat mit Nebenwirkungen!

An einem kühlen Herbsttag wachte ich etwas verfrüht auf, 4.32 Uhr sprach die Weck-Uhr am Nachtkästchen. Das passiert manchmal. Dann träume ich noch ein wenig dahin und genieße den Schwebezustand zwischen Traumwelt und Realität.

An diesem Morgen träumte ich einen besonderen Tag-Nacht-Traum. Ich träumte, dass ich heiratete. Allerdings nicht einen anderen Menschen, sondern niemand geringeren als mich selbst. Es war richtig feierlich und festlich an dem Ort wo ich in meiner Phantasie war, als einziger Gast auf der Party. Rundherum waren hohe Bäume gepflanzt. Die Bäume trugen weiße Blüten und waren mit großen, weißen Maschen geschmückt. Es brannten Kerzen rundherum und an den Sträucher hingen weiße Girlanden. Ich blicke hinab ins Tal, welches sich vor meinen Füßen ausbreitete, und blinzelte in die letzten Sonnenstrahlen des Tages, spürte die Wärme der Sonne auf meinem Gesicht.

Ich hatte einen Ring in der Hand und streifte ihn über meinen Mittelfinger. Es war, als würde ich mich endlich selbst heiraten. Die Vögel zwitscherten die Musik dazu und die Sonne spielte die Lichteffekte. So wie jede Hochzeit ein Gelübde braucht, hatte auch ich meines. Ein Gelübde ist nämlich wichtig für eine Heirat. Dachte ich zumindest und sollte Recht behalten: Ich versprach, mir selbst treu zu sein bis ans Ende meiner Tage. Mich zu ehren und zu lieben, in guten wie in schlechten Zeiten. Zu mir zu stehen und mich so anzunehmen, wie ich bin. Meine Einzigartigkeit als Mensch, als Frau, zu leben, zu lieben und dankbar dafür zu sein. Ich versprach feierlich, mir jeden Wunsch von den Augen abzulesen, die Verantwortung für mein Glück selbst in die Hand zu nehmen, solange ich lebe. Ehrlich mir selbst gegenüber zu sein, Herausforderungen mutig entgegenzutreten und meinem Instinkt zu folgen. Ich versprach, meine Mitmenschen zu ehren, dankbar für ihre Freundschaft zu sein, ihnen eine gute Wegbegleiterin zu sein und sie zu lieben und zu respektieren so wie sie sind. Ich versprach mir selbst, meinem Herzen zu folgen, bis ans Ende meiner Tage.

Es war unglaublich schön, all das mir selbst gegenüber zu ermöglichen, mich dazu zu verpflichten. Es war ein wundervoller, magischer und feierlicher Moment, als all diese Gefühle durch meinen Körper strömten. Aus Erfahrung kann ich ein halbes Jahr später sagen, dass all die Versprechen nicht von heute auf morgen umsetzbar sind. Es braucht Zeit und Arbeit. Aber dieses Gelübde bleibt bestehen. Und hin und wieder kann ich Hochzeitstag mit mir feiern.

Lieber Leser, ich kann Ihnen nur empfehlen, heiraten Sie sich selbst! Formulieren Sie ihr eigenes Gelübde und lassen Sie dieses Gefühl durch ihren Körper fließen. Aber seien sie sich bewusst, dass diese Heirat Nebenwirkungen hat.

Auf der Packungsbeilage würde stehen: Dieses Ritual wird ihr Leben verändern… zum Guten.

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Hoffnung und Selbstverantwortung, ein unschlagbares Paar!

Wir alle hoffen. Auf Gesundheit, auf Liebe, dass alles besser wird, dass das Schicksal alles in die Wege leitet, dass wir die Lösungen für Probleme auf dem Silbertablett präsentiert bekommen, dass andere für das eigene Glück sorgen werden und noch viel mehr.

Hoffnung ist gut! Erstens hilft uns die Hoffnung weiter zu gehen, wo im ersten Augenblick kein Ausweg erkennbar ist. In Situationen, wo man selbst machtlos ist und Opfer der äußeren Umstände, ist Hoffnung überlebensnotwendig. Es heißt nicht umsonst „Die Hoffnung stirbt zuletzt“. Zweitens besiegt Hoffnung die Angst. Wir alle tragen Ängste in uns. Kleinere, die uns täglich begrüßen und größere, die alle heiligen Zeiten lautstark an die Tür klopfen. Doch die Hoffnung weckt in uns den Mut, die Angst zu überwinden. Und drittens zeigt uns die Hoffnung sehr schön, was wir uns im tiefsten Inneren wünschen.

Wir Menschen neigen allerdings manchmal zu Bequemlichkeit (und hier nehme ich mich selbst nicht aus, keine Sorge lieber Leser) und verweilen in der Hoffnung. Irgendwer wird vermutlich kommen und meine Gesundheit wieder herstellen, mein Glück vermehren, mich lieben und mir täglich Goldmünzen unter den Polster legen. Dabei vergessen wir, dass wir unser Leben nur selbst verbessern können. Und hier kommt die Selbstverantwortung ins Spiel. Das eigene Leben zu verbessern, dafür ist jeder selbst verantwortlich. Ein kluger Mann sagte mir einst einen entscheidenden Satz zu mir „Es gibt nur zwei Möglichkeiten im Leben: akzeptieren oder ändern.“

Hoffnung ist gut und manchmal das einzige, was Situationen erträglich macht, keine Frage! Aber in der Hoffnung verweilen, bringt Stillstand. Lieber Leser, ich verpflichte mich hiermit (jawohl, sogar schriftlich): Raus aus der Hoffnung, und rein in die Selbstverantwortung, hurra! Und Sie?