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Angst, Zuversicht und der Dalai Lama..

In wenigen Tagen sollte es soweit sein. Es standen nur mehr die schriftliche und die mündliche Prüfung bevor, bis ich tatsächlich das Zertifikat zum „Qualified Yoga Teacher“ in der Hand halten sollte und es wieder Richtung Heimat ging. Wie schnell die Zeit vergangen war und wie viele wundervolle Momente sie doch mit sich gebracht hatte…


Meine Zuversicht wurde allerdings erneut auf die Probe gestellt, als meine schweizer Kollegin ein E-Mail erhielt, dass der Flug von Dharamsala nach Delhi gestrichen war. Mir wurde schwarz vor Augen. Nein, bitte nicht. War denn die Anreise noch nicht genug? Nochmal 11 Stunden mit dem Bus nach Delhi und dort 18 Stunden auf den Anschlussflug warten? Ich war verzweifelt. Musste aber eine Lösung finden, wenn ich wieder nach Hause wollte und schrieb am späten Abend noch ein E-Mail an die Institutsleitung mit der Bitte, mir ein Busticket zu buchen. Ich war sehr aufgekratzt, schlief schlecht und als ich nach ein paar Stunden Schlaf aufwachte, war mir eines klar: es musste einen anderen Weg geben. Ich kontaktierte über Skype meine Mum und bat sie, mit der Fluggesellschaft zu sprechen um meinen Flug auf einen Tag vor zu verschieben, wenn auch der Anschlussflug nach Österreich an diesem Tag möglich war. Mein Plan ging zwar nicht ganz auf, aber ich bekam einen Sitzplatz für den Flug nach Delhi einen Tag früher, buchte ein Hotelzimmer in der Nähe des Flughafens, um dann den geplanten Flug nach Wien am darauffolgenden Tag zu nehmen. Ich war erleichtert. Aber gleichzeitig tauchte auch Angst auf, was, wenn ich wieder am Flughafen sitzen würde und auch dieser Flug gestrichen wird?
Eine Woche später war es soweit. Ich träumte in der Nacht vor meiner Abreise aus Dharamsala, dass ich von Österreich nach Delhi fliegen wollte, allerdings verschlafen hatte und den Flug verpasste. Doch das Gefühl, als ich aus dem Traum aufwachte, war völlige Ruhe, Gelassenheit und Zuversicht. Im Taxi zum Flughafen sitzend war der Weg zuerst versperrt durch einen Lieferwagen, der zwar nur 15 Minuten brauchte um das Gemüse an die kleinen Läden zu verteilen, aber lange genug um meinen Pulsschlag zu erhöhen. Als wir trotz einer Sackgasse aufgrund Bauarbeiten, einer alternativen Route, einem Reifen-Aufpump-Stopp und vielen Kühen im Weg exakt nach einer Stunde Fahrtzeit am Flughafen ankamen, war ich froh und wollte schon dem Fahrer um den Hals zu fallen… aber in diesem Land schickt sich das nicht so.


Bald daraufhin wartete ich auf das Boarding Signal am Dharamsala Airport. Es war leicht bewölkt. Es ist ein sehr kleiner Flughafen, von welchem täglich nur zwei Flüge abfliegen. Es war bereits 10 Minuten vor geplanter Abflugszeit. Noch immer kein Boarding Zeichen für mich. Angst machte sich breit in meinem Körper. Ich beobachtete meine Gedanken. Mein Kopf sagte, dass ich notfalls noch immer den Bus nehmen konnte. Ich wurde traurig und fühlte mich, als nimmt mir jemand alle Zügel aus der Hand, als wäre ich Opfer der Schicksals. Ich beobachtete meine Gedanken weiterhin und versuchte zu fühlen. Und mein Körper, all meine Zellen, füllten sich mit Zuversicht. Egal, was geschehen würde, ich würde die Situation meistern und daran wachsen. Mir wurde in dem Moment klar, welch Glück ich bisher auf all meinen Reisen hatte. Wie sicher ich immer am Ziel angekommen bin, welche wundervolle Menschen ich getroffen hatte, welch einzigartige Erlebnisse mir dieses Leben auf all meinen Wegen beschert hatte. Ich fühlte nichts ausser unendliche Dankbarkeit und holte tief Luft. In diesem Moment wurden wir zum Boarding aufgerufen.
Ich ging zum Flugzeug. Es war ein recht kleiner, niedlicher Vogel, der so viele Menschen sicher ans Ziel bringen würde und ich fühlte mich plötzlich winzig klein ich diesem grossartigen Universum. Ich blickte nach rechts, da stand ein noch kleinerer Vogel mit einem Mann davor, der einen gelben Sonnenschirm hielt. Und aus dem kleinen Vogel stieg der Dalai Lama aus. Er kam die Treppe herunter, hielt inne und ging langsam Richtung Flughafen, ca. 20 Meter von mir entfernt, gefolgt von seinen Begleitern. Er blickte zu uns herüber, lächelte und winkte. Mir schossen Tränen in die Augen. Ich faltete die Hände vor meinem Herzen und dachte „Namastè (Sanskrit: „ich verehre dir“) liebes Leben“.

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