Kinder und Yoga…
Seit zwei Jahren unterrichte ich Yoga für Kinder im Alter von 6 bis 10 Jahren. Demnächst startet ein neues Semester und die Vorfreude ist groß.
In einem Kurs den ich unterrichtete, waren schon einige Einheiten vergangen. Die Kinder entwickelten große Freude an Balance-Übungen. Sie waren fasziniert darüber, was sie alles mit ihrem Körper schaffen konnten. Ich zeigte ihnen spielerisch Bakasana, die Position wo man auf den Händen balanciert, Knie auf dem Oberarm, Beine abgewinkelt und Füße angezogen (siehe Bild unten). Ich war überrascht, wie einfach es ging für die Kinder. Sie waren richtig euphorisch. Einer der Buben der Gruppe kippte plötzlich leicht nach vor, erschrak und fiel zur Seite. Ich ging zu ihm und sagte, dass er sich keine Sorgen machen solle, denn auch mir passiert das immer wieder. Man darf auch mal zur Seite plumpsen, auch beim Yoga. Er hatte Tränen in den Augen und sagte „ich weiß, dass ich das alles nicht kann“. Der Satz, den er da sagte, ließ mein Gesicht erstarren. Sein enttäuschter Gesichtsausdruck zeigte mir, dass dieser Satz tief in seinem Inneren saß.
Ich sagte ihm, er solle mir in die Augen blicken. Er hob den Kopf. Ich sah ihn lächeln, aber bestimmt an und sagte „Niemand auf der Welt hat das Recht dir zu sagen, dass du etwas nicht kannst. Du kannst alles was du willst. Du kannst alles was du willst. Du kannst alles was du willst.“ Nach dem ersten Satz wurden seine Augen größer und er hörte jedes Wort ganz bewusst. Er saugte jedes Wort von den vier Sätzen tief in sein Inneres auf. Seine Augen wurden heller.
Ich forderte alle Kinder auf, sich im Kreis aufzustellen und an den Händen zu nehmen. Der Junge stand in der Mitte. Wir sagten alle ganz laut und deutlich „Du kannst alles. Du bist toll.“ Alle Kinder wiederholten diesen Satz sieben Mal. Mit jedem Mal wurde der Junge in der Mitte einen gefühlten Zentimeter größer. Ein Gefühl des Zusammenhalts floß durch den Kreis. Die Kinder waren erfreut, euphorisch, glücklich. Das Gesicht des Jungen in der Mitte begann zu leuchten, wie ich es davor noch nie bei einem Kind gesehen hatte.
Jedes Kind durfte sich danach in die Mitte stellen und diesen Satz von allen hören. Die Kinder schauerte es teilweise, sie begannen zu strahlen und vor Freude zu klatschen.
Selbst jetzt steigen mir noch die Tränen vor Freude in die Augen und eine Gänsehaut macht sich breit, wenn ich an dieses Erlebnis zurückdenke. Es geht um die Sensibilität und Selbstachtung, die wir den Kindern beim Yoga lehren. Es geht um Selbstvertrauen und gegenseitig Unterstützung. Dafür ist Platz beim Kinder Yoga und deshalb unterrichte ich Kinder mit Hingabe und Leidenschaft.